Titel: Unbekannt Verzogen
Originaltitel: Lost and Found
Autor: Tom Winter
Verlag: Insel Verlag
ISBN: 9783458359166
Jahr: 2013
Seiten: 281 Seiten
Preis: 12,99€
Leseprobe: deutsch
englisch
Zitat: "Unsere Ehe war ein sehr, sehr langer Flug, und jetzt ist die Maschine abgestürzt. Dass ich am liebsten gar nicht mitgeflogen wäre [...] scheint keine Rolle mehr zu spielen. Es geht nur darum, dass wir überlebt haben. [...] Aber vielleicht ist mein schönes Beispiel doch nicht so richtig gelungen, weil Bob nämlich noch gar nicht weiß, dass wir abgestürzt sind. Er glaubt, wir sind nur in eine kleine Turbulenz geraten und frühstücken morgen am Strand." (S. 132/133)
Erster Satz: Carol hätte gerne eine Krankheit.
INHALT
Carol hat es gründlich satt: Sie ist mit einem Mann verheiratet, dessen Wehleidigkeit bei ihr benahe Mordgelüste weckt, hat eine halbwüchsige Tochter, die ihr vorkommt wie ein Alien im eigenen Haus. Gerade als sie sich entschlossen hatte, nach Athen abzuhauen, macht ihr das Schicksal einen Strich durch die Rechnung: Bob, ihr Mann, hat Krebs.
Albert ist Breifträger, er schlurft einsam und lustlos durch das Leben, seit seine Frau gestorben ist. Seine selbstmordgefährdete Katze Gloria ist auch nicht die beste Gesellschaft. Kurz vor der Rente wird er dazu verdonnert, unzustellbare Briefe zu sortieren - plötzlich trudeln bei ihm Briefe einer anonymen "C." ein, schlagartig fühlt es sich mit ihr verbunden und macht sich nach einigem Zögern auf den Weg, sie zu finden ...
EIGENE MEINUNG
Für mich war das beste am Lesen der besondere Schreibstil Tom Winters. Er arbeitet mit vielen Bildern, Vergleichen und hat es geschafft, mich unzählige Male zum Lachen zu bringen.
Eine große Rolle spielen in diesem Buch Briefe, die eine karthatische Wirkung haben. Diese Idee gefällt mir sehr gut, es tut manchmal einfach gut, seine Gedanken offen und frei zu sagen, ohne dass jemand davon erfährt.
Die Hauptperson Carol erschien mir am Anfang ziemlich unsympathisch, sie ist todunglücklich in ihrer Ehe, die nur noch auf dem Papier besteht, und kommt überhaupt nicht mit ihrer Tochter klar und bezeichnet sie als "Intelligenzbestie" (S. 13). Auf der einen Seite tut sie mir deswegen sehr leid. Aber, und das ließ sich das ganze Buch hindurch nicht ändern, sie bleibt mir unsympathisch, obwohl im Laufe des Buches erklärt wird, wieso alles so gekommen ist. Trotzdem jammerte sie mir eindeutig zu viel und ihr Selbstmitleid, in dem sie sich stellenweise ersäuft, ist ein bisschen zu viel des Guten.
Auch Albert ist unzufrieden mit seinem Leben und einsam. Doch er ist mir eindeutig sympathischer, seine Mordfantasien-Statistik ist gravierend geringer als die von Carol und ich finde ihn äußerst knuffig. Seine nostalgischen Gedanken und seine stundenlangen Gespräche mit seiner Katze sind zum Knuddeln.
Bob hat mich mit seiner Wehleidigkeit und Herumheulerei unglaublich genervt, er ist nur auf den Schein bedacht und hat Carol im Zuge seiner Erkrankung wirklich auf übelste Weise ausgenutzt. Ich fand, dass er ziemlich überspitzt dargestellt wurde.
Sophie wurde leider total vernachlässigt, von einer Gelegenheit mal abgesehen, sie war die ganz Zeit mehr ein Geist als alles andere. Das finde ich sehr schade, da man daraus bestimmt noch hätte mehr machen können. Doch das hätte glaube ich, kaum in die Handlung gepasst.
Für mich sind unter den anderen blassen Nebencharaktere Carols Eltern positiv herausgestochen, sie haben Tiefe und eine überzeugende Geschichte, auch wenn sie auf keinen Fall die beste Familie sind.
Doch nach einem interessanten Einstieg verliert die Geschichte schnell an Interesse, daran konnten auch nicht die kleinen amüsanten Häppchen etwas ändern. Das Geschehen scheint nur so dahinzuplätschern und trotz dramatischer und wichtiger Ereignisse wurde es irgendwie keinen Deut interessanter..
Die Atmosphäre in diesem Buch ist wirklich durchgängig depressiv. Carol ist ständig so genervt und sarkastisch und auch um Albert steht es nicht bestens und so war ich mehrere Male davor, das Buch aus der Hand zu legen, weil mir diese pessimistische Sichtweise unfassbar auf die Nerven gegangen ist.
Das Ende hält ein paar überraschende Wendungen bereit, die ich nicht ganz überzeugend fand und auch irgendwie unrealistisch fand. Auch wie das Buch endet passt meiner Meinung nach nicht unbedingt zum Rest des Buches.
Eine große Rolle spielen in diesem Buch Briefe, die eine karthatische Wirkung haben. Diese Idee gefällt mir sehr gut, es tut manchmal einfach gut, seine Gedanken offen und frei zu sagen, ohne dass jemand davon erfährt.
Die Hauptperson Carol erschien mir am Anfang ziemlich unsympathisch, sie ist todunglücklich in ihrer Ehe, die nur noch auf dem Papier besteht, und kommt überhaupt nicht mit ihrer Tochter klar und bezeichnet sie als "Intelligenzbestie" (S. 13). Auf der einen Seite tut sie mir deswegen sehr leid. Aber, und das ließ sich das ganze Buch hindurch nicht ändern, sie bleibt mir unsympathisch, obwohl im Laufe des Buches erklärt wird, wieso alles so gekommen ist. Trotzdem jammerte sie mir eindeutig zu viel und ihr Selbstmitleid, in dem sie sich stellenweise ersäuft, ist ein bisschen zu viel des Guten.
Auch Albert ist unzufrieden mit seinem Leben und einsam. Doch er ist mir eindeutig sympathischer, seine Mordfantasien-Statistik ist gravierend geringer als die von Carol und ich finde ihn äußerst knuffig. Seine nostalgischen Gedanken und seine stundenlangen Gespräche mit seiner Katze sind zum Knuddeln.
Bob hat mich mit seiner Wehleidigkeit und Herumheulerei unglaublich genervt, er ist nur auf den Schein bedacht und hat Carol im Zuge seiner Erkrankung wirklich auf übelste Weise ausgenutzt. Ich fand, dass er ziemlich überspitzt dargestellt wurde.
Sophie wurde leider total vernachlässigt, von einer Gelegenheit mal abgesehen, sie war die ganz Zeit mehr ein Geist als alles andere. Das finde ich sehr schade, da man daraus bestimmt noch hätte mehr machen können. Doch das hätte glaube ich, kaum in die Handlung gepasst.
Für mich sind unter den anderen blassen Nebencharaktere Carols Eltern positiv herausgestochen, sie haben Tiefe und eine überzeugende Geschichte, auch wenn sie auf keinen Fall die beste Familie sind.
Doch nach einem interessanten Einstieg verliert die Geschichte schnell an Interesse, daran konnten auch nicht die kleinen amüsanten Häppchen etwas ändern. Das Geschehen scheint nur so dahinzuplätschern und trotz dramatischer und wichtiger Ereignisse wurde es irgendwie keinen Deut interessanter..
Die Atmosphäre in diesem Buch ist wirklich durchgängig depressiv. Carol ist ständig so genervt und sarkastisch und auch um Albert steht es nicht bestens und so war ich mehrere Male davor, das Buch aus der Hand zu legen, weil mir diese pessimistische Sichtweise unfassbar auf die Nerven gegangen ist.
Das Ende hält ein paar überraschende Wendungen bereit, die ich nicht ganz überzeugend fand und auch irgendwie unrealistisch fand. Auch wie das Buch endet passt meiner Meinung nach nicht unbedingt zum Rest des Buches.
COVER & GESTALTUNG
Das Buch liegt super schön in der Hand, der Einband ist kein Hochglanz, sondern aus Papier, und die Buchstaben des Titels und des Autorennamens stehen leicht hervor. Der Poststempel und natürlich auch die Titelunterschrift deuten auf das wichtigste Element, das unsere beiden Hauptpersonen miteinander verbindet, hin und das Bild der Frau, die auf einem Koffer sitzt, ist bezeichnend für Carol.
FAZIT
"Unbekannt verzogen" ist ein unglaublicher schwarzmalerischer Roman, der interessant beginnt, dann aber immer langweiliger wird, meine persönlichen Highlights waren Albert und der interessante, ungewöhnliche Schreibstil.
Ich kann für dieses Buch nur eine eingeschränkte Leseempfehlung abgeben, wer sich nicht an Pessimismus stört und dicke Nerven hat, der könnte durchaus seine Freude am Schreibstil haben.
EMPFEHLUNG
Ich kann für dieses Buch nur eine eingeschränkte Leseempfehlung abgeben, wer sich nicht an Pessimismus stört und dicke Nerven hat, der könnte durchaus seine Freude am Schreibstil haben.
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