Freitag, 7. Juni 2013

[Rezension] Dear Nodoby


Titel: Dear Nobody                                         
Originaltitel: Dear Nobody

Autor: Berlie Doherty
Genre: Jugendbuch
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN: 9783423782746
Erscheinungsjahr: 1991, Neuauflage 2013
Seiten: 255 Seiten
Preis: 8,95 €

Zitat: "Was ist überhaupt die reale Welt? Vielleicht ist Realität ja nichts weiter als das, was man zu einer bestimmten Zeit denkt oder erlebt." (S. 155)


Erster Satz: Vielleicht sehnen wir uns alle danach, den Horizont hinter uns zu lassen, ins All vorzustoßen, in unbekannte Gefilde zu gelangen und uns dort draußen selbst zu finden.






INHALT


Helen und Chris sind frisch verliebt. Sie stehen kurz vor ihrem Schulabschluss und haben ambitionierte Zukunftspläne. Da entdeckt Helen, dass sie schwanger ist. Beide versuchen diese Tatsache zunächst zu verdrängen. Sie fühlen sich dem nicht gewachsen - und von ihren Familien alleingelassen. Trotzdem steht Helens Entschluss bald fest: Sie will das Baby bekommen. Aber sie braucht auch Zeit, um zu verstehen, was das für sie und Chris bedeutet. (Quelle: Klappentext)



DIE AUTORIN


Berlie Doherty war zunächst als Lehrerin für den Schulfunk und in der Erwachsenenbildung tätig und widmete sich erst später ganz dem Schreiben. Neben ihren Romanen für Kinder und Jugendliche schreibt sie auch für Erwachsene. Verschiedene Bühnenstücke sowie Arbeiten für Rundfunk und Fernsehen runden ihre schriftstellrische Tätigkeit ab. Berlie Dohertys Werke wurden mit zahlreichen Preisen bedacht. Für ›Dear Nobody‹ erhielt sie 1991 die Carnegie Medal, eine der wichtigsten britischen Auszeichnungen für Kinder- und Jugendliteratur. (Quelle: Klappentext)





COVER & GESTALTUNG


Das Cover passt sehr gut auf die im Buch beschriebenen Situation zwischen Chris und Helen. Der nach unten geneigte Mädchenkopf sieht elegant aus und die in den Hintergrund gerückte Silhouette eines Jugen ist regelrecht sinnbildlich für die Position, die Chris hier einnimmt.
Mir gefällt es sehr gut, dass das Cover so schlicht in crèmeweiß und verschiedenen Orangeschattierungen gehalten wurde, auch wenn es damit ein wenig wie eine typische Schullektüre aussieht.
Die Schrift ist relativ groß und daher ist das Buch sehr leicht von der Hand zu lesen. Die Kapitel sind nach den Monaten benannt, die vergehen, dadurch bekommt das Buch eine sehr übersichtliche Struktur.


EIGENE MEINUNG

"Dear Nobody" ist eine Neuauflage des dtv Verlags vom 1991 erschienenem gleichnamigen Roman und befasst sich eindringlich und auf unglaublich realistische Art und Weise mit dem Thema Jugendschwangerschaft.

In leisen Tönen schildert die Autorin Berlie Doherty die Reise von Chris und Helen und bringt Gefühle, Hoffnungen und Probleme, die eine ungeplante Schwangerschaft für ein junges Paar mit sich bringt, authentisch herüber. Dafür braucht sie keine großen Worte oder Ereignisse, sie schafft es ganz einfach, den Leser zu berühren und nachdenklich zu machen.
Ihr Schreibstil hat mich sehr fasziniert - mit viel Liebe zum Detail beschreibt sie Kleinigkeiten wie zum Beispiel den Film, der im Hintergrund eines Gespräches läuft; ihr Tonfall ist ein wenig nostalgisch. 
Im Gegensatz zum Trend gibt es in diesem Buch keine Perspektivenwechsel zwischen den Protagonisten, obwohl es sich natürlich offensichtlich anbietet. Trotzdem kommt keine Sichtweise zu kurz, da Berlie Doherty immer wieder Briefe, die Helen an Nobody - so nennt sie ihr ungeborenes Kind - schreibt, in den Erzählfluss einschiebt. So wird trotz der Ich-Perspektive, aus der Chris berichtet, auch ihre Sichtweise glaubhaft vermittelt.

Die Charaktere sind allesamt sehr realistisch dargestellt. Sie sind Menschen, keine fehlerfreien, wunderschöne Kreaturen, sondern echte Menschen mit Schwächen, Ängsten, Ecken und Kanten. So wird im Verlauf des Buches jedem Charakter durch seine eigene persönliche Geschichte Leben eingehaucht. Auch wenn mir als Leser nicht jede Person so sympathisch war, konnte ich letztendlich fast jeden verstehen.

Als ich das Buch das erste Mal in die Hand genommen habe und die ersten 150 Seiten gelesen habe, habe ich mit den beiden gelitten, konnte mit ihnen fühlen und fühlte mich einfach nur - leer, aber nach Weglegen und wieder neu in die Hand Nehmen konnte ich nicht mehr mit den Charakteren fühlen und las es aus einer sehr distanzierten Perspektive.

Beim Lesen erinnert "Dear Nobody" ein wenig an eine Schullektüre. Für mich ist das nicht Negatives, im Gegenteil, ein Großteil der Bücher gefallen mir sogar - bevor sie dann wochenlang im Unterricht zerpflückt werden.



FAZIT

Dear Nobody ist ein tolles Buch, das sich vor allem durch seinen Realismus auszeichnet und das Thema der Jugendschwangerschaft sehr gut trifft. Vollkommen klischeelos und ohne den moralischen Zeigefinger zu heben kommt dieses Buch daher, wird dadurch aber leider hin und wieder etwas dröge. Trotzdem: eines der realitätsnahesten und glaubhaftesten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. 4/5 Sterne!







Mein herzlichster Dank geht an den Deutschen Taschenbuch Verlag, der mir dieses Leseexemplar zur Verfügung gestellt hat.

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für die Vorstellung des Buches, trotz des Alters habe ich noch nie davon gehört. Klingt nach einer nachdenklichen, interessanten Literatur.

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    1. Gerne ;)
      Dear Nobody wird öfters als englische Schullektüre verwendet, glaube ich.
      Mir hat es ziemlich gut gefallen, da die Autorin überhaupt nicht versucht, dem Leser irgendeine moralische Vorstellung aufzudrängen, sondern wirklich nur schildert, wie die Jugendlichen fühlen, was passiert und wie sie damit umgehen..

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